Pflege kann jeden treffen – häufig passiert das ganz unerwartet. Ob es um die Pflege eines Angehörigen, die Unterstützung im Alltag oder die Begleitung in der letzten Lebensphase geht, die Herausforderungen sind vielfältig. Um Mitarbeitende in solchen Situationen bestmöglich zu unterstützen und gleichzeitig eine familienfreundliche Unternehmenskultur zu fördern, hat die LABEW+ Servicestelle Beruf und Familie gemeinsam mit dem Berufskolleg Friedehorst eine Fortbildung zum*zur Pflegelots*in entwickelt und durchgeführt.
Vereinbarkeit ist mehr als Kinderbetreuung. Pflege ist ein elementarer Bestandteil, wenn es darum geht, eine familienfreundliche Unternehmenskultur zu etablieren. Es ist daher essenziell, im Vorfeld Strukturen, Ansprechpartner*innen und erste Hilfestellungen zu schaffen, um im Ernstfall schnell und flexibel reagieren zu können. Da kommen betriebliche Pflegelots*innen ins Spiel: Sie sind speziell geschulte Mitarbeitende im Unternehmen, die Kolleg*innen bei der Organisation und Bewältigung von Pflegeaufgaben unterstützen. Ihr Ziel ist es, pflegende Beschäftigte zu entlasten und dabei zu helfen, Beruf und Pflege besser zu vereinbaren.
Ein Beispiel aus der Praxis: Die Monte, Sicherheitsmanagement GmbH & Co. KG, hat eine Pflege- und Vorsorgemappe eingeführt, die allen Mitarbeitenden zur Verfügung steht. Diese Mappe enthält wichtige Informationen wie Vollmachten, Patientenverfügungen, Ansprechpartner*innen (intern und extern), Selbsthilfenetzwerke sowie Hilfestellungen für den Pflege- und Berufsalltag. Ziel ist es, Mitarbeitende im Falle eines plötzlichen Pflegefalls bestmöglich vorzubereiten, damit sie schnell Unterstützung finden und nicht in der Krise den Überblick verlieren. „Denn in der Realität bleibt oft kaum Zeit, sich in Ruhe mit dem Thema auseinanderzusetzen und der Pflegefall ist plötzlich da.“, so Jessica Wendelken, zertifizierte Pflegelotsin.
Silvia Kämmerer von der Stadtbäckerei Engelbrecht hat die Ausbildung zur Pflegelotsin ebenfalls genutzt, um das Thema Pflege in der Unternehmenskultur zu verankern. Über die Mitarbeitenden-App wurde das Engagement der beiden internen Pflegelotsinnen kommuniziert und direkt erste Informationsmaterialien geteilt. Die offene Unternehmenskultur sorgt dafür, dass Mitarbeitende sich wohlfühlen, Unterstützung anzunehmen oder auch selbst aktiv zu werden. Bisher gab es noch keinen akuten Pflegefall, doch die Rückmeldungen sind durchweg positiv: Mitarbeitende schätzen die Möglichkeit, bei Bedarf kurzfristig Unterstützung zu erhalten, und fühlen sich in ihrer Situation ernst genommen.
Pflegelots*innen sind eine wertvolle Ergänzung in der betrieblichen Unterstützung bei Pflegefällen. Sie helfen, Unsicherheiten abzubauen, und tragen dazu bei, Mitarbeitende in schwierigen Zeiten zu entlasten.
Der nächste Durchgang der Ausbildung zum*zur Pflegelots*in startet voraussichtlich im Herbst dieses Jahres. Wir laden alle Unternehmen ein, sich diesem wichtigen Thema anzunehmen und ihre Mitarbeitenden für den Pflegefall zu rüsten. Denn gut vorbereitet sein bedeutet nicht nur, im Ernstfall zu handeln, sondern auch eine Unternehmenskultur zu schaffen, in der Unterstützung selbstverständlich ist.
Wenn Sie mehr über die Ausbildung und die Implementierung im Unternehmen erfahren möchten, stehen wir Ihnen gerne beratend zur Seite. Bei Interesse melden Sie sich gerne per Mail bei Clara Schröder (schroeder@rkw-bremen.de).